Tag: Jugend
Gabi und Tim, Folge 2 – Auszug aus „Verletzte Herzen“
Gabi ging der Beatnachmittag in der Tenne noch lange nach. Als sie Tim auf der Tanzfläche ihre Lippen auf den Hals drückte, wollte sie es wissen. Das war berechnend. Der Gedanke daran zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie hatte es sofort gemerkt, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Schon beim ersten Mal, als sie sich zufällig bei Heidi getroffen hatten. Aber er tat es immer heimlich, damit Gisela und Heidi ja nichts davon mitbekämen. Beim Tanzen hatte er ihren zärtlichen Kuss prompt erwidert. Da hatte sie auch gar nicht lange überlegt, sondern sich ganz ihren Gefühlen hingegeben. Nach dem kurzen Schwof hatte er sie wortlos von der Tanzfläche gezogen und in die Bar geschleppt, wo sie sich in eine dunkle Ecke verzogen und heftig zu knutschen begonnen hatten. Sie hatte nicht einmal die Barfrau bemerkt, die sich erst mit einem Räuspern bemerkbar gemacht hatte, um die Bestellung aufzunehmen ... ...weiterlesenJosch 27.06.2024, 14.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Als Jakob die Kirche betrat, waren bereits beide Beichtstühle besetzt. Vor dem des Pfarrers warteten vor jeder Tür vier Leute, beim Kaplan waren es lediglich zwei. Jakob stellte sich beim Pfarrer an. Er schlug sein Gotteslob auf, machte die Gewissenserforschung und betrachtete dabei den Beichtstuhl. Sah der nicht wie ein großer Schrank mit drei Türen aus? Wieso hieß das sakrale Einrichtungsstück Stuhl? Die Tür in der Mitte hatte ein kleines Fenster mit einem lila Vorhang. Dahinter konnte man schemenhaft den Beichtvater sehen, wie er in seinem bequem ausgepolsterten Sitz fläzte. Er hatte sein Gesicht zur Hälfte mit einem großen weißen Sacktuch verdeckt, um sich vor Bazillen zu schützen. Für den Sünder dagegen gab es nur einen harten Schemel, auf den dieser knien musste, während er seine Sünden aufsagte. Als Jakob endlich an der Reihe war und sich in den Beichtstuhl kniete, stellte er fest, dass es gar nicht der Pfarrer war, der hier Beichte saß, sondern ein ihm fremder Aushilfsgeistlicher. Jakob machte das Kreuzzeichen und flüsterte:
...weiterlesenJosch 04.03.2024, 13.19 | (0/0) Kommentare | TB | PL
… Gabi und Tim, Folge 1
Die Tenne in Weidenburg war brechend voll, die Besucher des Beatkonzerts saßen auf Tischen, Stühlen, der Treppe, die zur Galerie hinaufführte, lehnten an der Brüstung oder standen vor der Bühne dicht an dicht gedrängt, während auf der Tanzfläche die jungen Leute im Takt der Musik sprangen, hüpften und die Arme schwangen, als führten sie einen Veitstanz auf. Dazwischen schoben sich einige Pärchen eng umschlungen durch die Menge, verharrten mit geschlossenen Augen, während sie sich küssten...
...weiterlesenJosch 06.11.2023, 11.47 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Ein Roman, der von drei jungen Menschen, ihren Träumen und Sehnsüchten und der großen Liebe in der erzkatholischen nordbayerischen Provinz der Jahre 1965 bis 1974 erzählt. Er beginnt mit der Bundestagswahl im September 1965 und endet mit dem Machtwechsel von Brandt zu Schmidt im Mai 1974, einer Zeit, in der die katholische Kirche und die Nähe zum Nationalsozialismus das Denken der Elterngeneration immer noch beherrscht.
Josch 16.10.2023, 12.57 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Eine Elterngeneration, die ihre Jugendlichen im Stich lässt
Was kann uns Literatur über die Zeit der frühen 1930er-Jahre heute noch sagen? Ist nicht längst alles hinreichend aufgearbeitet, reflektiert und dokumentiert? Haben wir nicht genug aktuelle, weltumspannende Krisen und Konflikte, mit deren Bewältigung wir mir als genug beschäftigt wären? Ich meine, dass uns „Die verlorenen Stürme“, dem Roman von Susanne Kerckhoff, der von der unseligen Zeit zwischen 1932 und 1933 aus der Sicht Jugendlicher in Berlin erzählt, eine überraschende Einsicht vermitteln kann. Eine Einsicht, die auch heute noch aktuell ist.
...weiterlesenJosch 15.11.2021, 21.31 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Bekenntnis (1)
Als Hubert Fürst an diesem trüben Dezembermorgen zum Frühstücken kam, war nur noch die Mutter zu Hause. Der Vater war um diese Zeit schon auf Streife, und sein Bruder Horst hatte wie nahezu jeden Tag bereits um 6.30 Uhr das Haus verlassen. Hubert genoss das Frühstück, das ihm die Mutter so liebevoll zubereitet hatte. Er liebte es, allein die Brötchen in sich hineinzuschaufeln, ohne auf den Rest der Familie Rücksicht nehmen zu müssen.
...weiterlesenJosch 03.09.2017, 19.43 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Jazzmesse erzählt von Bertram, Gabi und Hubert, Jugendlichen in der bayerischen Provinz in den 1960er-Jahren. Etwaige Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig. Frühmesse ist das erste von insgesamt zwölf Kapiteln. Mit dem folgenden Teil 16 ist das erste Kapitel abgeschlossen.
Kirchenrat Brummer vertrat die Ansicht, dass Heyde aufgrund seiner Pflichterfüllung und tadellosen Arbeit nach dem Krieg hinreichend bewiesen habe, dass er seinen Taten während des Krieges abgeschworen habe. Gibt es einen einzigen vernünftigen Grund, warum man nach zwanzig Jahren einen Menschen für seine Straftaten noch anklagen sollte? Gebietet uns die christliche Nächstenliebe nicht die Verzeihung? „Lasst sie doch endlich in Ruhe!“, forderte er die Richter in seinem Leserbrief auf.
Josch 20.08.2017, 12.37 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Seit einigen Wochen überbieten sich Tages- und Wochenzeitungen sowie Magazine mit Serien über die 68er-Bewegung, die sich durch den gewaltsamen Tod Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 rasant über ganz Westdeutschland ausbreitete. Eigentlich ist das Jahr 1967 der Beginn der 68er-Bewegung. Was wird mit den Achtundsechzigern nicht alles verbunden. Für manche Politiker, vor allem der jüngeren Generation, sind die Achtundsechziger Ursache aller Übel dieser Welt. Andere wiederum assoziieren mit den Achtundsechzigern vor allem Drogen, grenzenlose Sexualität, Auflehnung gegen Autoritäten und sogenannte Kommunen, z.B. die Kommune 1 und die Kommune 2.
...weiterlesenJosch 16.06.2017, 16.54 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Frühmesse (9)
Die Gruppe fand die quälenden Fragen langweilig, sie wurde unwillig und reagierte aggressiv darauf. Immer häufiger kam es zu Streitereien untereinander, weil es die einen interessant fanden, was Bertram wissen wollte, während andere es als reine Zeitverschwendung erachteten, derartig blödes Zeug zu diskutieren. Sie wollten endlich mit den Proben beginnen. Da die meisten Spieler ohnedies noch nie auf einer Bühne gestanden haben, wurden sie immer nervöser, je näher der Aufführungstermin rückte. Hauptsache, das Publikum lache und klatsche, das sei die beste Bestätigung, so argumentierten sie.
...weiterlesenJosch 27.04.2017, 17.17 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Frühmesse (7)
Der neue und alte Bundeskanzler stand ganz schön unter Druck, als es um die Bildung des neuen Kabinetts ging. Der Koalitionspartner stellte doch glatt die Bedingung, Franz Josef Strauß auf jeden Fall von einer Regierungsbeteiligung auszuschließen. Dass die kleine Partei so viele Stimmen erhalten hatte, verdankte sie vor allem ihrem Parteivorsitzenden, den angeblich vor allem Frauen gewählt hatten, weil er so gut aussah. Dem ehemaligen Major hatte der Führer im Krieg das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Das allerdings hatte er nicht wegen seines guten Aussehens bekommen.
...weiterlesenJosch 30.03.2017, 17.20 | (0/0) Kommentare | TB | PL