Ausgewählter Beitrag
Die Anregung zur Blog-Rubrik „Verlagswelten“ kam von Tobi, dem Lesestunden-Blogger. In dieser Rubrik geht es ja um das Innenleben eines Verlages. Leider wurde diese Rubrik nur spärlich kommentiert. Daher überlege ich mir, ob ich sie überhaupt weiterführen soll. Die meisten Blogbesucher sind ja m.E. eher an eBooks interessiert und suchen deswegen vorwiegend Rat fürs Selfpublishing. Braucht man als Selfpublisher eigentlich professionelle Hilfe? Ich meine: ja, unbedingt. Auch eBooks sollten lektoriert und auf jeden Fall korrigiert werden. Geschliffene, stilsichere Sprache, stringenter und logischer Handlungsverlauf, klare Charakterisierungen des Figurenarsenals, die Vermeidung von Widersprüchen und Wiederholungen (Redundanzen) sind Qualitätsanforderungen, die auch ein eBook auszeichnen sollten. Und oft ist man als Autor so in den Stoff vertieft, dass einem solche Brüche und Fehler gar nicht auffallen.
Von der Arbeit eines Lektors profitieren
Wenn sich Autor und Lektor verstehen, wenn der Autor nicht jede geringfügige Korrektur seines Textes als persönlichen Angriff und Infragestellung seiner Kompetenz erlebt, wenn andererseits der Lektor kein oberlehrerhaftes Gehabe an den Tag legt, wenn dieser Prozess in der beidseitigen Überzeugung geschieht, das Beste aus dem Text machen zu wollen, dann profitieren sogar beide Seite davon.
Als junger Lektor war ich oft überzeugt, den besten Beruf ausüben zu dürfen, den ich mir vorstellen konnte, weil ich ungemein viel gelernt habe, ohne Fortbildungen in bestimmten Fächern machen zu müssen, ohne mich nach der Arbeit in irgendein Problem einlesen zu müssen. Das Eintauchen in ein mir oft unbekanntes Problem, in Inhalte, von denen ich nur laienhafte Vorstellungen hatte, gehörte zu meinem Job. Und das wog am Beginn meiner Karriere die nicht gerade üppige Bezahlung auf.
Wenn ich heute als Autor auch auf der anderen Seite stehe, dann ist es für mich ungemein erhebend, zu sehen, was meine Lektorin alles an meinem Text gemacht hat, was ihr alles aufgefallen ist, was aus ihrer Sicht unklar oder verschleiernd formuliert ist. Verbessern kann man jeden Text. Daher empfehle ich jedem Autor dringend, seinen Text lektorieren zu lassen.
Wie finde ich geeignete Lektorinnen/Lektoren?
Da viele Verlage die redaktionelle oder lektorale Bearbeitung der Manuskripte außer Haus geben, sie also outsourcen, wie man so schön sagt, gibt es auch eine ganze Reihe sehr erfahrener und hochqualifizierter freier Lektoren und Lektorinnen. Man werfe nur mal einen Blick in die Impressen der Bücher oder gebe in die Suchleiste des Explorers freie Lektoren ein. Sehr hilfreich ist zum Beispiel die Kontaktaufnahme mit Tolino-Publishing. Auch dort erhält man Adressen qualifizierter Lektorinnen. Am effektivsten ist es natürlich auch hier – wie im gesamten Leben –, wenn man einen erfahrenen Menschen, den man kennt und dem man vertraut, fragen kann, ob er jemand empfehlen könne.
Literaturagenturen
Auch Literaturagenturen können weiterhelfen. Wie ich übrigens jedem Autor rate, seine Themen und Projekte von Agenturen vermarkten zu lassen und sich von Agenturen helfen zu lassen (damit keine Zweifel entstehen: Ich bin kein Literaturagent. Ich arbeite auch mit keiner Agentur zusammen, wiewohl ich einige seriöse und hoch qualifizierte Agenturen kenne). Ich habe bereits an anderer Stelle meines Blogs auf die sinnvolle Zusammenarbeit zwischen Autor und Agentur hingewiesen (siehe Vom Manuskript zum Buch (Teil 3 undTeil 6).
Eine gute Literaturagentur ist in regelmäßigem Austausch mit einschlägigen Verlagen/Programmmachern/Verlagslektoren und kümmert sich um alle Möglichkeiten der Rechtenutzung. Sie achtet vor allem darauf, dass es zu einem fairen Verlagsvertrag kommt, und sie überwacht die Honorarabrechnungen. Dies ist nur ein kleines Spektrum des Leistungskatalogs einer Agentur. Und Agenturen kennen häufig auch geeignete Lektoren.
Zusammenarbeit mit Grafikbüros und DTP/Satzstudios
Ein bisher von mir vernachlässigtes Themenfeld ist die Zusammenarbeit mit Grafikbüros und Satzstudios. Warum sollte mich dies als Autor interessieren? Weil damit die Form meines Buches gewinnt. Jeder geschulte Blick von außen auf mein Werk wirkt sich positiv auf mein Buch aus, bei einem eBook geht es dabei vor allem um das Cover (in diesem Fall besser die Titelgestaltung). In den Verlagen wird sehr viel Geld für die Grafik und damit für die Gestaltung eines Buches ausgegeben. Und eine feine Grafik ist eine wichtige Voraussetzung, dass ein Buch auffällt, dass es zur Kenntnis genommen wird. Von der Lesefreundlichkeit im Innenteil ganz zu schweigen. Eine gute Grafik hat auch ein sicheres Gespür für Typografie – was nicht selbstverständlich ist – und sorgt für eine gute Lesbarkeit und das für die jeweilige Zielgruppe meines Buches beste Layout. Daher wird es in einem meiner nächsten Artikel in der Rubrik „Verlagswelten“ um Layouts, Typografie und Satz gehen.
Josch 26.01.2017, 12.13
Auch deshalb (aber nicht nur) ist es mir immer eine große Freude, mit Ihnen Bücher zu machen.
vom 06.02.2017, 22.29
Das geht mir auch so. Nun arbeiten wir ja schon seit mehr als zwei Jahrzehnten zusammen. Und wir haben auch viele sehr schöne Bücher miteinander gemacht. Wofür ich Ihnen auch danke.