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Die 72 Jungfrauen im Paradies

Das Interview mit Dominic Schmitz im SZ-Magazin 5/2016 über seine Zeit als radikaler Salafist lässt mich verwirrt zurück. Wie Schmitz versichert, sind seine ehemaligen Glaubensbrüder davon überzeugt, dass im Paradies 72 Jungfrauen auf diejenigen warten, die im Kampf gegen die Ungläubigen ihr Leben lassen.

Ich beginne zu überlegen: Wo ist dieses Paradies? Ist es im Inneren der Erde? Oder auf einem anderen Stern? Oder vielleicht doch im syrischen Regenwald? Irgendwo muss es ja sein, dieses Paradies. Denn die 72 Jungfrauen müssen sich ja an einem ganz konkreren Ort aufhalten. Könnte man sonst von Jungfrauen sprechen? Selbst Jungfrauen können schließlich nicht unkörperlich existieren, rein anatomisch ginge das nicht.

Und eine weitere Frage beschäftigt mich: Nur 72 Jungfrauen für die vielen Selbstmordattentäter? Wie soll das rein rechnerisch funktionieren? Die Jungfrauen sind, so stelle ich mir das vor, sehr schnell auf die ganzen Kämpfer aufgeteilt. Hat der 73. Kämpfer dann einfach Pech gehabt? Muss dieser dann zusehen, wie die anderen 72 jeweils mit einer Jungfrau im Arm im Paradies lustwandeln? Und lang hält diese Jungfräulichkeit ja auch nicht vor! Wenn sie ihren Kämpfer mit Sex belohnt haben, ist es mit der Jungfräulichkeit schnell vorbei.

Und darf man sich als IS-Soldat die Jungfrau selbst auswählen oder wird einem eine Jungfrau - von wem auch immer - zugeteilt? Was ist, wenn dem toten Soldaten die Jungfrau nicht gefällt, wenn er lieber die hätte, mit der der Kollege gerade zugange ist?

Wenn ich doch auch so einen naiven Glauben haben könnte, das würde mir das Altern sehr erleichtern. Da hätte ich keine Angst mehr vorm Sterben. Wer weiß, wer da auf mich im Paradies warten würde. Hoffentlich wäre es nicht unsere Nachbarin, die vor etlichen Jahren schon mit damals 86 Jahren als Jungfrau verstorben ist. Jedenfalls mussten wir sie als Kinder und Jugendliche immer mit Fräulein ansprechen. Wehe mir, wenn die auf mich wartet! Das wird kein Zuckerschlecken im Paradies für mich.

Da fällt mir ein, dass ich ja noch nicht zum richtigen Glauben konvertiert bin. Gott sei Dank! Dann kann zumindest schon mal Fräulein Lisbeth nicht auf mich warten. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Und dies ist auch der Grund, warum ich auf keinen Fall ein IS-Kämpfer werden möchte. So gehe ich am sichersten einer möglichen Begegnung mit dem verstorbenen Fräulein Lisbeth im Paradies aus dem Weg.

In diesem Sinne: Überlegen Sie sich also gut, ob Sie diesen grandios-simplen Weg, der Sie zu einer der 72 Jungfrauen im Paradies führt, wirklich einschlagen wollen! Gute Nacht.

Tipp: Dominic Musa Schmitz: Ich war ein Salafist. Meine Zeit in der islamistischen Parallelwelt. Econ Verlag. 2016

Josch 07.02.2016, 16.17

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Peter

Ich war vor paar Monaten dort weil ich Solaranlagen in der nähe wo ISIS stationiert waren Installiert habe. Und ich habe es gesehen, das die Menschen dort einfach ganz anders mit Frauen umgehen.

vom 02.06.2016, 17.05
Antwort von Josch:

Schlimm ist, dass Menschen aus vermeintlich religiösen Gründen töten. Dafür habe ich kein Verständnis.
5. von Dendis

Ich finde die müssen sich einfach an das westliche leben dran gewöhnen. Denn die meisten von denen haben schon Probleme wenn die Minikleider zusehen bekommen. Ich stimme zu diesen Zitat vollkommen zu: Wenn sie ihren Kämpfer mit Sex belohnt haben, ist es mit der Jungfräulichkeit schnell vorbei. Fuer mich sind es einfach ungebildet was mit Sex betrifft.

vom 02.06.2016, 17.00
Antwort von Josch:

... mit meiner Glosse habe ich lediglich darzulegen versucht, dass eine derartige Vorstellung vom Jenseits naiv-menschlich ist. Ich finde es schlimm, dass Menschen dafür töten. Es wäre besser, wenn man miteinander reden und streiten würde, statt sich und andere Menschen zu töten.
4. von Hans

Also diese Leute von ISIS die brauchen mehr wie Mentaltraining, denn es sieht so aus als hätten die wirklich psychische Probleme.

vom 09.05.2016, 10.40
Antwort von Josch:

Wie überall im Leben geht es um Bildung, Erfahrung, Kontakt, Toleranz und Akzeptanz. Wie mag die jeweilige familiäre Sozialisation ausgesehen haben? Wir wissen viel zu wenig über die wahren, die subjektiven Motive. Das wäre die Basis für Gespräch, Verständnis und Veränderung....
3. von Dennis

Also ISIS sind auch schon überall. Wir waren in den Ferien in Griechenland und es gibt auch schon gebiete dort wo ISIS sich befinden. Wann hört das endlich mit denen auf.

vom 22.04.2016, 15.42
Antwort von Josch:

... Mit den Problemen werden wir wohl noch eine ganze Weile leben müssen...
2. von Patrik

Glauben ist was anderes. Es ist einfach Quälerei für die Mädchen bzw. Jungfrauen. Wenn man gibt denn IS kämpfern ne Gummimuschi dann würde solche Sachen einfach nicht passieren.

vom 10.04.2016, 18.28
Antwort von Josch:

Das ist eine sehr gute Idee. Irgendwie doch pervers alles. Danke für den Besuch auf meinem Blog und den Kommentar.
1. von Aurelia Lucian

Fräulein Lisbeth macht selbst mir Angst :-)!

vom 11.02.2016, 21.03
Antwort von Josch:

Ob Jungfrauen oder Jungmänner (sagt man so?), hoffentlich erwartet mich keines dieser Wesen im Jenseits. Da kann man dann den Himmel nicht von der Hölle unterscheiden.
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