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Vom Manuskript zum Buch (Teil 3)

In meinen beiden letzten Beiträgen ging es um die Frage, wie ein Manuskriptangebot aussehen sollte, warum es besser ist, zunächst nur ein Exposé an den Verlag zu schicken und was ein Exposé ist. Die Inhalte eines Exposés hat Diana Napolitano auf Tolino-Media-Services sehr schön dargestellt. In meinem heutigen Beitrag geht es darum, den richtigen Verlag für Dein Manuskriptangebot zu finden.



Wie findest Du einen Verlag, bei dem Dein Manuskript die besten Chancen hat, angenommen und veröffentlicht zu werden? Bei vielen Manuskriptangeboten an die vier Verlage, in denen ich insgesamt 30 Jahre gearbeitet habe, hatte ich den Eindruck, die Autoren haben sich keine großen Gedanken darüber gemacht, warum sie ihr Manuskript ausgerechnet diesem speziellen Verlag zur Publikation angeboten haben, ohne sich mit dem Programm des Verlages beschäftigt zu haben. Das wäre etwa so, als würde ich mich bei einem Unternehmen um eine Stelle bewerben, ohne dass ich das Unternehmen kenne. Es ist ganz wichtig, sich bereits im Vorfeld des Manuskriptangebots mit dem Programm des jeweiligen Verlages auseinanderzusetzen, sich genau anzusehen, welche Themen und Genres in den jeweiligen Verlagen publiziert werden, auf welchem inhaltlichen und formalen Niveau die Bücher sind - handelt es sich eher um Unterhaltung oder um gehobene Literatur, geht es um Sach- oder Fachbücher, um Ratgeber oder Verbrauchsliteratur - und welche Autoren in dem jeweiligen Verlag vertreten sind.

Viele Manuskripte habe ich zurückgeschickt, weil bereits das Anschreiben zeigte, dass das Buch nicht in unser Programm passen würde. Ein ganz wichtiges Kriterium war für mich übrigens auch, ob das Anschreiben stilistisch korrekt formuliert war, ob die Syntax stimmte, ob es viele orthografische Fehler aufwies, ob die Interpunktion halbwegs korrekt war, auch in den unsicheren Zeiten der Rechtschreibreform, als manche Autoren in spe offensichtlich einfach drauflosschrieben, ohne jegliche Kenntnis von Kommaregeln etc. Daraus ließ sich sehr gut schließen, von welcher Qualität das Manuskript wohl verfasst sein und welch enormer Arbeitsaufwand bei einer möglichen Bearbeitung auf mich zukommen würde.

Es gibt knapp 2000 beim Börsenverein gemeldete Verlage in Deutschland (Stand 2014). Die allermeisten Verlage haben ein ganz spezielles Profil. Natürlich konkurrieren Verlage miteinander, haben ähnliche Programme, manchmal die gleichen Autoren usw. Das belebt das Geschäft, ist für einen gesunden Wettbewerb entscheidend und für den Leser (sprich: Kunden) und auch für die Autoren von Vorteil. Und dies sind auch Gründe, warum es sich lohnt, sich das jeweilige Programm mit den oft feinen Nuancen in der Programmstruktur genau anzusehen und aufgrund dieser Erkenntnis eine Entscheidung zu treffen, welchem Verlag man sein Manuskript zur Publikation anbietet. Heute ist es ganz einfach, sich über die jeweiligen Verlagsprogramme zu informieren. Hier hilft der Besuch einer Buchhandlung, helfen Internet, Online-Händler, aber auch die Verlage selbst, von denen man sich Vorschauen oder Prospektmaterial zusenden lassen kann.

Ein empfehlenswerter Weg, sein Manuskript bei einem Verlag unterzubringen, ist es allerdings, sich an eine Literaturagentur zu wenden. Literaturagenturen kennen nicht nur die Verlagswelt sehr gut, in der sie sich bewegen, sie kennen vor allem die Programme der jeweilgen Verlage, und - was noch wesentlich entscheidender ist - sie kennen in der Regel die Programmleiter und Lektoren in den jeweiligen Häusern persönlich, sind mit diesen in ständigem Austausch und Kontakt und treffen eine Vorauswahl, wenn sie einem Verlag neue Buchprojekte anbieten. Finanziert werden die Agenturen mit einem bestimmten Prozentsatz an den später fälligen Honoraren für den Autor. Das Honorar liegt in der Regel bei 15 bis 20 % vom Autorenhonorar. Das Honorar wird fällig, wenn das Manuskript vom Verlag angenommen, der Vertrag unterzeichnet und das erste Autorenhonorar ausbezahlt ist. Und dieses Honorar zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes in jedem Fall für den Autor aus, da die Agentur auf Vertragsinhalte achtet und solche einfordert, die für den Autor wichtig sind, weil die Agentur oft den Vertrag sogar selbst ausfertigt, darüber hinaus alle fälligen Honorarzahlungen überwacht, sich um Zweitverwertungen kümmert und mögliche Filmrechte im Auge hat. Eine Agentur ist ferner an einer weiteren Rechteverwertung interessiert, wenn der Verlag das Buch aus welchem Grund auch immer nicht mehr auflegt.

In meiner aktiven Zeit habe ich zwischen 50 und 60 % der Bücher über Agenturen abgewickelt. Nur ein kleiner Hinweis: Viele sehr erfolgreiche Autoren, deren Auflagen weit über eine halbe Million Exemplare je Titel liegen, werden von Agenturen vertreten. Und das sollte dem künftigen Autor zu denken geben. Dies ist eine (nicht vollständige) Liste renommierter Agenturen in Deutschland: Verzeichnis bekannter Literaturagenturen in Deutschland.

In meinem nächsten Beitrag versuche ich zu beschreiben, wie ein Lektor an ein Manuskript herangeht, wie er zu einer Entscheidung über Annahme oder Ablehnung kommt und was ihn dabei leitet.

Josch 08.03.2016, 16.01

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