Einfach zum Nachdenken

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Ach, du liebe Zeit!

»Die Zeit ist eine Uhr ohne Ziffern«

Ernst Bloch

Für die meisten Schüler in Deutschland stellt nicht der Jahreswechsel einen besonderen Einschnitt in ihrem Zeitmanagement dar, sondern der Beginn der Sommerferien. Es gibt Zeugnisse, die den erfolgreichen oder misslungenen Abschluss eines Schuljahres dokumentieren. Für manche, vorwiegend ältere Schüler, ist das auch eine Art Zeit für Bilanzen. Zeit zum Innehalten und Nachdenken? Wohl eher nicht. Die allermeisten freuen sich einfach auf die freie Zeit, auf die Ferien, auf Reisen und Erholung.

Für mich stellt die Urlaubszeit immer einen Einschnitt im Alltag dar. Zeit haben und sich Zeit nehmen oder sich die Zeit stehlen? … für was oder für wen? Oft lässt der Stress es gar nicht zu, die bevorstehende freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Zeit heilt alle Wunden – sagt der Volksmund –, auch das Grummeln im Bauch, das durch manchen Ärger im Beruf oder sonst wo ausgelöst wurde.



Und immer wieder die Zeit

Ist der Urlaub bzw. sind die Ferien nicht wie geschaffen dafür, sich mit der eigenen Zeit auseinanderzusetzen? Gravierender ist ein Arbeitsplatzwechsel oder noch entscheidender: der Eintritt in die Rente bzw. Pension. Wie wird es an der neuen Stelle werden? Werden die neuen Kollegen hilfsbereit, nett, freundlich, rücksichtsvoll oder rücksichtslos und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sein und jeden Neuen wie einen Eindringling in ihren Herrschaftsbereich behandeln? Vor dem Eintritt ins Rentenalter zählen manche die noch verbleibende Zeit im Beruf herunter wie bei einem Raketenstart oder wie früher Soldaten die letzten 150 Tage ihrer Wehrpflicht Tag für Tag, also Zentimeter für Zentimeter, von einem Maßband abgeschnitten haben. "Gebraucht die Zeit, sie geht so schnell von hinnen! Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen“, heißt es im Faust. „Am liebsten würde ein jeder die ganze Zeit auf seine Uhr schauen und sich der Zeit erfreuen, die er vor sich hat“, beschrieb Herbert Achternbusch einmal unseren Umgang mit der Zeit.

 

Alle Zeit der Welt?

In jungen Jahren wollte man mir weismachen, ich hätte alle Zeit der Welt. Nur weil ich jung war. Aber je älter ich wurde, desto stärker wurde mein Eindruck, dass die Zeit immer schneller vergeht, bis sie abrupt zum Stillstand kommt, was man Gott sei Dank nicht mehr wahrnimmt. Denn „alles hat seine Zeit, und alles Tun unter dem Himmel hat seine Stunde. Geborenwerden hat seine Zeit. Sterben hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit und Ausreißen hat seine Zeit. Töten und Heilen, Einreißen und Bauen. Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit, Klagen und Tanzen … Umarmen und Getrenntsein, Suchen und Verlieren … Lieben und Hassen, Streit und Frieden“, heißt es im Alten Testament. Letztendlich ist es eine Aufforderung, sich der bedeutsamen Momente im Leben bewusst zu werden, sie gelassen hinzunehmen und sie bewusst zu gestalten.

 

Eine Welt ohne Gedächtnis ist eine Welt der Gegenwart, in der die Vergangenheit nur in Büchern, Filmen, Podcasts und Dokumenten existiert.

 

Müssen in ein Dürfen verwandeln

Sich seiner eigenen Zeit bewusst zu werden und sich auf das zu freuen, was vor einem liegt, das Müssen in ein Dürfen zu verwandeln, darum geht es. Nicht die Pflicht, sondern die Freude zu entdecken, die mit allem Tun verbunden ist – würden wir das nur wahrnehmen –, könnte das Leben immens erleichtern. Auch wenn nicht alles zu einer Glückserfahrung wird. Was ist es für ein Zeitempfinden, was für eine Lebensauffassung, sich am Montag schon wieder auf den Samstag zu freuen, nur im Urlaub und in der Freizeit zu leben, ansonsten alles als Bürde zu erleben, die einem auferlegt ist?

Je älter ich werde, desto häufiger überkommt mich der Impuls, über meine Zeit – das kostbarste Gut, das ich habe – nachzudenken. Habe ich die letzten Tage, Wochen Zeit vergeudet? Wie Benjamin Franklin über die Zeitverschwendung sagt: „Ist die Zeit das Kostbarste unter allem, so ist Zeitverschwendung die allergrößte Verschwendung.“

 

Die Kunst, Zeit zu haben

„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen“, heißt es bei Schiller in Wilhelm Tell. Und das wünsche ich mir so sehr, wenn ich über die furchtbaren, schrecklichen und absurden Ereignisse der letzten Zeit nachdenke. Ob dieser Wunsch, dass das Alte, das Zerstörende, das Negative stürzt und nur ein Traum bleibt, liegt nicht an mir, aber zu einem großen Teil an meiner Einstellung zur Zeit und zu den Ereignissen. „Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will“, sagte John Steinbeck. Ich wünsche dir, dass die nächsten Tage und Wochen viele gute Zeiten mit sich bringen, auch wenn diese schneller zu vergehen scheinen als die normale Pflichtzeit, die von unangenehmer Arbeit, Büffeln, Krankheit oder neuen Problemen und Konflikten ausgefüllt ist …

Bibeltzitat: Das Alte Testament, ausgewählt, übertragen und in geschichtlicher Folge angeordnet von Jörg Zink. © Kreuz Verlag. Stuttgart/Berlin 1966. Zitiert: Pred. 3,1ff., Seite 484

Abb.© Pexels.com/pixabay

Josch 26.07.2024, 12.56

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