Ausgewählter Beitrag
Zum einen verschleiere ich in der Regel, was ich den ganzen Tag über so treibe (mein Vater hätte gesagt: Was ich den ganzen Tag anstelle) und meiner Familie verheimliche, zum anderen bin ich für den Schleier, an den 99 von hundert Menschen in Deutschland denken, wenn sie das Wort „Schleier“ hören oder wenn RTL oder auch ARD eine super interessante Sendung über Schleier tragende Frauen bringt und im Anschluss daran dann Anne Will mit ihren Gästen Hans-Olaf Henkel, Arnulf Baring, Thilo Sarrazin, dem Imam Izzedin Elzir und der Bundesverteidigungsministerin Frau Dr. Ursula von der Leyen über ein mögliches Vermummungs- bzw. Verschleierungsverbot in den OP-Sälen deutscher Kliniken diskutieren. Aus diesem Grund ist übrigens Frau von der Leyen geladen, die ja als Ärztin grundsätzlich vermummt in den OP geht. Nur sieht dieser Schleier geringfügig anders aus. Übrigens sind in deutschen OP-Sälen sogar Männer vermummt bzw. verschleiert. Wenn das Burka-Verbot kommt, und es kommt, davon bin ich felsenfest überzeugt, bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob dieses dann auch in OP-Sälen zur Anwendung kommt, und vor allem: Ist dann die Gleichheit noch gewahrt, wenn sich Patientinnen nicht verhüllen dürfen, der Operateur jedoch schon. Also das finde ich eigentlich grenzwertig.
Übrigens hat Harald Martenstein schon vor drei Jahren in seiner Rubrik in der ZEIT einen Vorschlag gemacht, wie sich die Ungleichbehandlung bei Schönheitswettbewerben lösen ließe: Er findet – und da bin ich ganz bei ihm –, dass Schönheitswettbewerbe nur noch in der Burka stattfinden sollten. Damit sei die Gleichbehandlung aller Teilnehmerinnen gewährleistet, und obendrein wäre damit vielen Verschleierungsanhängern geholfen. Ihnen wäre dann der unerträgliche Anblick der meist im Bikini auf dem Laufsteg daherstolzierenden bildhübschen jungen Frauen erspart. Ich bin da auch ganz für die Verschleierung. Mich macht der Anblick dieser oft perfekten weiblichen Körper ganz depressiv. Sollte sich der Vorschlag Harald Martensteins nicht durchsetzen, dann käme für mich nur noch die Empfehlung einer mir unbekannten Twitterin in Frage: Die Augenbinde für Männer. Da kann dann nichts mehr passieren, und es hätte den Vorteil, dass die Frauen sich völlig ungezwungen und meinetwegen sogar nackt in der Öffentlichkeit bewegen könnten. Damit die Männer, denen der Anblick nackter oder halbnackter Frauen nicht zugemutet werden kann, mit ihren Augenbinden am öffentlichen Leben teilnehmen können, schlage ich vor, dass sie sich einfach von Frauen führen lassen. Blindenhunde wären natürlich auch noch eine Möglichkeit. Die sind aber ziemlich teuer. Und das wäre wieder gegen die Gleichstellung. Da würde jede Frau sehen, ob sie es mit einem reichen oder wirtschaftlich unterbemittelten Mann zu tun hat: Mann mit Hund bedeutet reicher Mann; Mann mit Frau am Arm bedeutet armer Mann. So ganz problemlos werden wir es wohl nicht hinkriegen. Aber zumindest sehen dann wenigstens die Frauen, die bei uns immerhin Jahrzehnte darum gekämpft haben, das gleiche sehen zu dürfen wie die Männer. Im übertragenen Sinn meine ich.
Josch 31.08.2016, 09.57
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