Ausgewählter Beitrag
Aleppo, Berlin, Istanbul
Kann der Friedensengel vor Aleppo und Berlin, Paris, Nizza, Ansbach, Bagdad, Rouen, Orlando, Tartus und Dschabla, München und immer wieder Istanbul einfach die Augen verschließen? Ist dies nicht eine furchtbar böse Macht, die uns immer stärker in Bann zieht und Angst und Furcht, Misstrauen und Rachegefühle in unsere Herzen pflanzt? Ist es nicht zum Weinen, dass der Sinn für Recht, Gerechtigkeit und Menschenrechte und die unantastbare Würde des Menschen auf verlorenem Posten steht?
Die Weihnachtsbotschaft 2016
Ein befreundeter, leider schon verstorbener Freund sagte einmal: „Die Botschaft der Engel, dass auf Erden Friede bei den Menschen sei, ist nicht verkündet, weil es sowieso unter den Menschen überwiegend friedlich zugeht, sondern weil es in der Welt friedlos und brutal zugeht. Und die prophetische Ansage, dass das 'Licht in der Finsternis leuchtet', ist nicht angesagt, weil es keine Finsternis gibt, die uns Angst macht und Schrecken einjagt, sondern gerade deswegen, weil die Menschen damals wie heute 'im Land der Finsternis wohnen' (Jes 9,1) müssen. Wer die Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber der schrecklichen Gewalt mit Schmerzen, auch mit innerer Wut spürt, gerade dem gilt die Botschaft der Weihnacht: Vertraue darauf! Es kommt ein Retter, und er ist schon da. Vertraue darauf, dass es im Schlamassel dieser Welt doch Rettung und Heil gibt! Vertraue darauf, dass inmitten und gegen Unfrieden und Gewalt und Terror in der Welt Frieden aufgehen wird. Gib in der Hoffnungslosigkeit die Hoffnung nicht auf! Und richte dich darauf ein! Wie? Indem du dich nicht in dein Schneckenhaus zurückziehst, nicht, indem du dir von Mördern und Attentätern Angst in dein Herz gießen lässt, sondern indem du dein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit führst, indem du nicht mit den Angsthasen in ein Horn stößt und alle Schuld den Flüchtlingen und Andersdenkenden anlastest. Indem du die Werke der Barmherzigkeit unterstützt, indem du das Leid der Welt an dich herankommen und dich davon berühren lässt. Wir müssen uns unserer zärtlichen Mitgefühle bewusst werden und dürfen sie nicht verdrängen.
Die Angst überwinden
Wir müssen den täglichen Kampf gegen die Angst aufnehmen, uns mit den Menschen verbünden, die denken wie wir. Denn nur zusammen sind wir stark. Wir dürfen uns gerade in den finstersten Stunden dieses vorweihnachtlichen Anschlags nicht aufgeben und in Schockstarre verharren. Unsere Auflehnung beginnt damit, dass wir den Angehörigen der Getöteten und Verletzten zeigen, wir sehr wir mit ihnen fühlen, dass sie nicht allein sind. Und unser Mitgefühl gehört überall auf der Erde den Menschen, die in Not sind, denen Unrecht geschieht, die in Verzweiflung leben. „Wir sind bei euch! Wir denken an euch! Lasst euch nicht unterkriegen! Seid Licht in der Finsternis!“ Das wäre, so glaube ich, die Botschaft des Engels heute, käme er noch einmal zu uns.
Zitat: Karl-Ernst Apfelbacher (+2015); Foto: © fotolila, saukul
Josch 22.12.2016, 11.41
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