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Schüler fliegen mit Germanwings nach Spanien

Ist es tatsächlich eine Sensation, wenn ein Jahr nach dem furchtbaren Flugzeugunglück in der Nähe von Prads-Haute-Bléone, bei dem 150 Menschen ums Leben kamen, wieder Schüler mit einer Germanwings-Maschine fliegen, wie es verschiedene Berichte in den Medien nahelegen?



Den Absturz am 24. März 2015 verursachte ein psychisch kranker Kopilot. Aber ist es nicht normal, dass nach so einem tragischen Unglück, bei dem vor einem Jahr auch 16 Schüler und 2 Lehrer ihr Leben lassen mussten, das (Flug-)Leben weitergeht? Und dazu gehört es m. E. auch, dass wir nicht allen Piloten misstrauisch einen möglichen Suizid - und in diesem Fall Mord - unterstellen. Denn dann müssten wir gewissermaßen unser gesamtes Leben in Isolation verbringen. Zum Leben in einer Gemeinschaft gehört nun einmal blindes Vertrauen in Menschen, die wir gar nicht kennen. Das beginnt beim Brötchen, das der Bäcker vergiftet haben könnte, und endet beim Lokführer, der absichtlich ein Haltesignal überfahren und die Reisenden dadurch in den Tod reißen könnte. Die Situationen lassen sich beliebig erweitern, in denen wir täglich Mitmenschen vertrauen müssen. Ohne dieses Vertrauen wäre Zusammenleben nicht möglich. Und dieses Vertrauen ist gut und gesund. Deswegen empfinde ich es auch nicht als Sensation, wenn nun wieder Schüler in ein Flugzeug steigen. Dass manch einem vielleicht bange Gefühle beschleichen, wenn er die Gangway hinaufsteigt, ist nachvollziehbar. Würden wir so tun, als ob das Unglück an uns abperlen könnte wie Wasser auf einem Ölfilm, zeugte es von mangelnder Sensibilität. Aber sich zu weigern, kein Flugzeug mehr zu besteigen, weil ein Mensch einmal versagt hat, könnte auch heißen, dass wir selbst unter einer krankhaften Phobie leiden. The games must go on, forderte Avery Brundage 1972 nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München. 17 Menschen mussten damals ihr Leben lassen. Das Leben - und in diesem Fall die Olympischen Spiele - sollten weitergehen. Und das Leben kann nur weitergehen, wenn wir unseren Mitmenschen vertrauen und nicht in jedem ein Monster sehen, das uns nach dem Leben trachtet. Diese Monster stellen Gott sei Dank in unserer Gesellschaft eine Minderheit dar. Sonst wären wir nämlich alle längst ausgerottet. Und deswegen ist es für mich normal, vor allem aber gesund, wenn Menschen nicht in der Angst-, Schock- und Misstrauensstarre verharren und stattdessen dem Leben und damit den Menschen vertrauen.

Josch 10.03.2016, 16.30

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