Einfach zum Nachdenken

feinde-der-demokratie - Einfach zum Nachdenken - DesignBlog

Ausgewählter Beitrag

Feinde der Demokratie

»Wir haben von nichts gewusst…«

Bei einer Veranstaltung über den Zeitzeugen Abba Naor musste ich an das Erstarken der rechtsextremen AfD denken. Was würde wohl in den Köpfen der Wähler dieser Partei vorgehen, wenn sie einem Zeitzeugen gegenübersäßen? Ob ihnen der Mensch egal wäre? Ob es ihnen gleichgültig ist, dass Millionen Menschen in den Konzentrationslagern verfolgt, unterdrückt, gedemütigt, geschlagen und ermordet wurden? Offenbar schon, sonst könnte man doch einer rechtsextremen Partei keine Stimme geben und ihr politische Macht verleihen. Philip Simon hat vor einiger Zeit in der Sendung Mitternachtsspitzen gesagt, dass manche Aussagen von AfD-Politikern vor gar nicht so langer Zeit das Ende des betreffenden Politikers bedeutet hätte. Doch heute sind faschistische Aussagen, den Nationalsozialismus schön redende Politiker wieder gesellschaftsfähig.



Wo soll das hinführen?

Menschenverachtende, radikale Politik gewinnt weltweit enormen Zulauf, von Ungarn bis zu den USA. Dabei muss man gar nicht so weit gehen und an Autokraten wie Putin, Lukaschenko, Kim Jong-un oder Xi Jinping erinnern. Wenn die Menschen in den USA einen notorischen Lügner, Frauenfeind und Vergewaltiger mit großem Abstand zu ihrem Präsidenten wählen, der außer an seiner Macht, an Golf, seichtem Fernsehen und Geld keinerlei Interesse hat, dann kann einem nur angst und bange werden. Auch unser Land steht vor einem radikalen Rutsch nach rechts. Für den bayerischen Ministerpräsidenten sind nicht die AfD oder die rechts von der CSU stehenden Freien Wähler die schlimmsten Feinde der Demokratie, sondern die Bündnis/Grünen. Sie stellen für ihn die größte Gefahr für den Staat dar. Da kommt man nicht mehr mit. Da fehlen einem die Worte. Was ist in diesen Mann gefahren? Sind das Anzeichen von intellektueller Degression?

 

Was kosten uns die Reichen?

Ähnlich verhält sich der Kanzlerkandidat der CDU. Simon Philip sagte auch, wenn er Merz manchmal so reden höre, fragte er sich, ob Karies vielleicht auch das Hirn angreifen könne. Ja, das muss man sich fragen. Und sein Kollege Christoph Sieber von den Mitternachtsspitzen sagte: »Was uns die Armen kosten, wird uns ständig vorgerechnet – aber was kosten uns eigentlich die Reichen? Das ist eine Frage, die viel zu selten gestellt wird.«

 

Auf die Ärmsten der Armen lässt sich leicht einprügeln. Die können sich ja so gut wie nicht wehren. Reiche können das schon. Also geht man lieber auf die Ärmsten los. Wegschicken, abschieben, loswerden. Augen zu. Wir wissen von nichts. Unsere Vorfahren haben auch von nichts gewusst. Zumindest haben das viele hinterher behauptet. Wobei ich wieder bei Abba Naor bin, dessen Vater, Mutter und seine beiden Brüder ermordet wurden. Er selbst überlebte nur mit Glück. An Gott könne er nicht mehr glauben, aber an die Menschen. Und manchmal frage er sich, wer es denn besser hat: Diejenigen, die im Konzentrationslager ums Leben gekommen sind, oder diejenigen, die am Ende befreit wurden. Denn jede Nacht sei er wieder dort, wo »die Hunde besser dran waren als wir«, dort, »wo wir jeden Tag zum Tode verurteilt waren«.

 

Wehret den Anfängen …

… heißt es doch so schön? Aber wie soll das gehen, wenn man sich erst gar nicht informiert, wenn man lieber den Lügen, den Verdrehungen vertraut, den Verirrten anhängt, wenn man vor der Wahrheit die Augen verschließt. Was ist der nächste Schritt? Werden Andersdenkende von den Rückwärtsgewandten ghettoisiert? Was ist der nächste Schritt gegen Menschen mit anderer Hautfarbe, anderer Herkunft, anderer Gesinnung, anderer Kultur? Wird gegen Menschen, die anders denken, mit polizeilicher Gewalt vorgegangen, wird zum Beispiel auf Demonstranten geschossen, wie es der künftige Präsident der Vereinigten Staaten erwägt?

 

Was ist das Wesen der Demokratie?

Ist das Wesen der Demokratie nicht, dass sie bunt ist, dass viele unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Meinungen, unterschiedliche Religionen, unterschiedliche Hintergründe etc. nebeneinander existieren dürfen und sich gegenseitig bereichern? Dass eine bunte Gesellschaft Lebendigkeit bedeutet? Das sind doch die eigentlichen Werte einer Gesellschaft. Nicht der Einheitsbrei. Man darf ausprobieren und Fehler machen. Das gehört zum Menschsein.

 

Fazit

Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die Andersdenkende oder anders aussehende Menschen verfolgt, erniedrigt, demütigt, diskriminiert oder tötet. Das kennen wir schon. Da braucht man nur den wenigen noch lebenden Zeitzeugen wie Abba Naor aufmerksam und empathisch zuzuhören. Dann könnte man unmöglich eine offen rechtsextremistische Partei wählen und an einer rückwärts gewandten Gesellschaft Gefallen finden.

»Genießen Sie den Klimawandel«, sagt Simon Philip immer am Ende seines Auftritts. Ich würde das Aperçu gern modifizieren: »Träumen Sie ruhig weiter! Und reden Sie sich nur hinaus, wenn die Demokratie abgeschafft ist!«

Abbildung ©pexels.com/dominikturk

Josch 30.11.2024, 13.04

Kommentare hinzufügen


Kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden

2024
<<< Dezember >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
      01
02030405060708
09101112131415
16171819202122
23242526272829
3031     
Folge mir per E-Mail

Gib Deine E-Mail-Adresse an, um diesen Blog zu abonnieren und Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.

Bitte wähle das richtige Zeichen aus:Tasse
Social Web


Instagram

Blogverzeichnis - Bloggerei.de TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste