Ausgewählter Beitrag
Was wünschst du dir jetzt ... ?
Mit dem neuen Jahr sind für viele Menschen im westlichen Kulturkreis alle möglichen guten Wünsche und Vorsätze verbunden. Wünsche sind dazu da, erfüllt zu werden, sagte ein weiser Mensch einmal zu mir. Ich selbst habe viele Jahre zum Jahreswechsel immer eine Bilanz gemacht: Was war gut, was war schlecht im abgelaufenen Jahr. Und auf der Soll-Seite: Was nehme ich mir vor, was will ich anders, besser machen. Von welchen negativen Sachen (zum Beispiel Rauchen aufgeben etc.) will ich mich im neuen Jahr trennen. Vor allem die Vorsätze fürs neue Jahr habe ich schon längst fallen lassen, weil ich sie größtenteils nicht umsetzen konnte. Heute habe ich eher Wünsche ans neue Jahr. Und diese Wünsche sind nicht mehr selbstbezogen, sondern sie betreffen – ich nehme das einfach mal an – alle Menschen, also nicht nur uns Deutsche und jene Menschen, die Deutsche werden wollen.
Mein Wunsch an die Politik
Ich wünsche mir, dass die Politiker/und -innen in unserem Land nicht mehr für sich reden und handeln, dass ihr Handeln nicht mehr nur ihre Macht, ihr Geld und ihre »Bedeutung« mehrt, sondern dass sie ausschließlich das Wohl der Menschen im Blick haben, und zwar aller Menschen, ob reich oder arm, dass ihr Handeln vor allem den Ärmsten der Armen hilft. Dass sie ihr Programm nicht lautstark und narzisstisch herunterspulen, sondern dass sie eine Politik machen, die ihrer parteipolitischen Karriere auch abträglich sein kann.
Ich wünsche mir, dass der offen rechtsradikalen AfD und der Wischiwaschi-Partei mit dem Namen einer Frau so viele Wähler abwandern, dass diese Parteien 2025 nicht mehr bzw. gar nicht erst in den Bundestag einziehen.
Mein Wunsch an die Kriegstreiber
Ich wünsche mir, dass der furchtbare Krieg in der Ukraine beendet wird. Dass dies nicht aufgrund eines einseitigen Diktatfriedens geschieht und der Ukraine dabei große Teile des Landes genommen werden und das Volk entrechtet wird, sondern dass es zu einem fairen Frieden kommt.
Ich wünsche mir, dass in Nahost dauerhafter Frieden einkehrt. Dass das Töten und Hungern ein Ende hat.
Ich wünsche mir, dass die nach Freiheit dürstenden Menschen, vor allem die Frauen in Afghanistan zu ihrem Recht kommen und die Betonschädel der Machthaber weich werden.
Ich wünsche mir, dass die Hungersnöte, vor allem in Ostafrika, abgeschafft werden und alle Menschen ausreichend zu essen haben, egal ob sie dafür arbeiten können oder nicht.
Wünsche an die Gesellschaft
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der die Empathie über den Narzissmus siegt. Dass die Zahl der Menschen, die sich für andere ohne Hintergedanken einsetzen und am Leid der Ärmsten empathisch teilhaben, immer stärker wächst.
Der evangelische Theologe Jörg Zink (+2016) hat uns ein wunderbares Gebet hinterlassen, das auch außerhalb einer christlichen Religion Bedeutung hat:
»Herr, meiner Stunden und meiner Jahre, du hast mir viel Zeit gegeben, sie liegt hinter mir, und sie liegt vor mir. Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben. Ich bitte dich aber um viel Gelassenheit, sie (also die Zeit) zu füllen, jede Stunde mit deinen Gedanken über mich ...«
Wenn man »Herr« weglässt, könnte es auch heißen:
»Ich habe schon lange Zeit gelebt. Es waren gute, und es waren weniger gute oder auch schlechte Jahre. Ich weiß nicht, wie lang ich noch lebe (kein Mensch weiß das; eine Plattitüde, ich weiß). Aber ich will diese Zeit, die ich noch vor mir habe, damit ausfüllen, an andere Menschen zu denken und denen zu helfen, die in Not sind, und ich will mich in sie hineinversetzen, damit ich ihnen nicht schade.«
Wünsche an mich und dich
Und es gibt einen wunderbaren (gebetsähnlichen) Song von Sören Callsen:
»Ich darf den Tag schon vor dem Abend loben, denn wenn es Nacht wird, weiß ich dich bei mir. Bei dir ist meine Dunkelheit gut aufgehoben. Sobald Dämonen mein Gemüt umtoben, schickst du sie weg, und sie gehorchen dir...«
Auch das lässt sich auf alle Menschen übertragen, ganz gleich, ob gläubig oder nicht:
»Ich darf den Tag schon vor dem Abend loben, denn ich bin mir sicher, dass am Abend jemand an meiner Seite ist. Und dieser Mensch hält auch meine dunklen Seiten aus. Er verlässt mich nicht. Er steht zu mir. In guten wie in schlechten Zeiten. Und ich vertraue ihm.«
Alles fromme Wünsche
Wünsche, die ich zwar äußern darf, zu deren Erfüllung ich aber so gut wie nichts beitragen kann. Worte eben. Nichts als Worte. Und doch darf ich solche Wünsche äußern. Oft haben ja Worte eine ungeahnte Kraft. Wünsche, die oft nur in Büchern, in Filmen oder in der Musik erfüllt werden. Wie hat mir doch mein Schwager einmal in ein Buch geschrieben: »Kerzen erhellen das Zimmer, Bücher (Filme, Musik) aber das Herz.«
In diesem Sinne, Ihnen/dir und allen Menschen, die guten Willens sind: Ein frohes, gesundes und von Sinn erfülltes Jahr 2025.
Abb. © pixabay.com/jclk8888
Josch 01.01.2025, 15.21
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